EXTENDED PIANO – REVERBERATIONS

 

Ruth Schonthal: Nachklänge (1967-74)

Hannes Heher: Drei kleine Klavierstücke (Mini Musik III) (2007)

Karlheinz EsslWebernSpielWerk für Toy Piano (2005/2022)

John Cage: In the Name of the Holocaust (1942)

Arnold Schönberg: Sechs kleine Klavierstücke op. 19 (1911)

Jörg Widmann: Hallstudie (2003)

 

Glockengeläut zum Gedenken erscheint in verschiedene pianistische Gestalten gegossen, der Flügel fungiert als »Ohr«, das alles Hineingespielte nachhallen lässt. Halb-erinnerte Zitate tauchen durch zeitliche Distanz und Präparationen verzerrt aus seinem Inneren auf. Akustische und emotionale Nachklänge treffen aufeinander, vermischen sich.

 


EXTENDED PIANO – REMINISCENCES

 

Mario Bertoncini: Pix (2014)

Olga Neuwirth: incidendo/fluido für Klavier und Zuspielung (2000)

Arnold Schönberg: Klavierstück op. 11/2 (Konzertmäßige Interpretation von Ferruccio Busoni) (1909)

Wolfgang Mitterer: Uluru 2 für präpariertes Klavier und Tonband (1999)

Alberto Posadas: Erinnerungsspuren/Anklänge an »La cathédrale engloutie« (2015)

Karlheinz Essl/Gerhard Eckel: Con una certa espressione parlante for extended piano, computer and vibration speaker

 

Das »Orchestrale ins Pianistische zu übertragen« war Busonis Anreiz zur Bearbeitung von Schönbergs Klavierstück. Viele extended piano-Techniken hingegen verfremden die Klavierklänge und verschleiern ihre Herkunft. Reminiszenzen, Paraphrasen, Zitate und Anklänge an Debussy oder Beethovens »sprechenden Ausdruck«, Spieluhrmelodien und zugespielte Klangcollagen wecken Assoziationen an Vertrautes und verbinden sich mit der vielfältigen Klangwelt des extended piano.

 

 


EXTENDED PIANO – EAR WALKING

 

Natalie Prawossudowitsch: Primitivi op. 17  (1926-27)

Charlotte Seither:  Gran Passo (2006)

John Cage:  4'33'' (1952)

Annea Lockwood: Ear-Walking Woman (1996)

Katharina Klement: tatsächlich ohne Ausdruck (2013)

Olga Neuwirth: incidendo/fluido (2000) 

Anna Thorvaldsdottir: Scape (2011) 

 

Wie ein Wanderer, der eine Landschaft erkundet, begibt sich die »Ear-Walking Woman« auf eine Expedition ins Innere des Klaviers. Sensibilität für Varianten und Differenzierungen der Klänge weisen der Spielerin den Weg in die klangvolle Stille. Dem gegenüber stehen durchkomponierte Werke, die »Anders-Hören« herausfordern: etwa in der Verstimmung des Klavierklangs, im Umschlagen von Rhythmus in Tonhöhe, gewollter Ausdruckslosigkeit oder der ausdrücklichen Schlichtheit der von Schönberg-Schülerin Natalie Prawossudowitsch erdachten Klavierstücke.


EXTENDED PIANO – DARK FORCES

 

Alexander Zemlinsky: Stimme des Abends op. 9/1 (1900)

Franz Liszt: Unstern! (1886)

Thomas Larcher:  Smart Dust (2005)

Mauricio Kagel: MM 51 - Ein Stück Filmmusik für Klavier (1976)

Christoph Renhart: Mondviolen (2013)

Gèrard Pesson:  La lumière n'a pas de bras pour nous porter (2009)

C. Curtis-Smith: Rhapsodies (1973)

 

Abgründigkeit und Reiz „dunkler Mächte“ ziehen sich als roter Faden durch dieses Programm. Nacht, Mond, Licht, drohende Gefahr, Angst und Katastrophe erscheinen in unterschiedlichen Facetten: als poetische Topoi romantischer Nachtmusiken, als Persiflage von deren Klischees, als seelenlose Bedrohung durch moderne Technologien. Im farbenreichen Klanggewand des extended piano entfaltet sich ein Spiel mit musikalischen, literarischen und filmischen Zitaten, Anklängen und Kommentaren. Arnold Schönberg, der sich selbst in einigen Werken dem Nächtlich-Jenseitigen zuwandte, schimmert aus dem Verborgenen.


KONZERTREIHE NEUE MUSIK AUS ÖSTERREICH: EXTENDED PIANO

 

Karlheinz Essl/Gerhard Eckel: Con una certa espressione parlante for extended piano, computer and vibration speaker (1985/2015)

Wolfgang Mitterer: Uluru 2 für präpariertes Klavier und Tonband (1999)

Thomas Larcher: Smart Dust (2005)

Katharina Klement: Tatsächlich ohne Ausdruck (2012)

Christoph Renhart:  Mondviolen (2013)

Grzegorz Pieniek: Unknown Path (2014)

Dino Residbegovic: Percussion étude und Tapping étude aus Visiting speech therapist for amplified piano (2014-16)

 

 

Dieser spezielle Klavierabend ist ausschließlich dem extended piano gewidmet. Hierbei steht nicht weniger als die „Klavierhaftigkeit“ – die

traditionelle Identität des Instruments – auf dem Prüfstand: neue Spieltechniken, Präparationen, theatralische Aktionen und live-Elektronik

sind wesentliche Mittel, mit denen der Kosmos Klavier abgetastet, bereichert, verwandelt, gesprengt und individuell neu definiert wird. Das Programm mit Werken österreichischer Komponistinnen und Komponisten eröffnet eine Vielfalt von Intentionen, Zugängen und Ausprägungen dieses spannenden Phänomens.


EXTENDED PIANO – NEW WORLD

 

Arnold Schönberg: Sechs kleine Klavierstücke op. 19 (1911)

Leo Ornstein: Impression de Notre Dame op. 16/2 (1914)

Henry Cowell:  The Banshee (1925), Tiger (1928)

John Cage: Mysterious Adventure (1945)

George Crumb: Makrokosmos I (Twelve Fantasy-Pieces after the Zodiac for amplified piano) (1972)

Leo Ornstein war einer der ersten und zugleich der aufregendste Pianist, der Schönbergs Klavierwerke in den 1910er Jahren in den USA bekannt machte. Er kombinierte Schönbergs opp. 11 und 19 mit eigenen Kompositionen, die ihm nicht zuletzt durch die häufige Verwendung clusterartiger Akkorde ein Image als „bad boy“ der progressiven Musikszene bescherten. Cowell übertraf Ornstein, indem er Arme und Fäuste zum Clusterspiel einsetzte, sich Schönbergs Klavierflageolett aneignete und mit seinen string piano-Stücken Wegbereiter für das prepared piano des Schönberg- und Cowell-Schülers John Cage wurde. Verleiht die Konzentration auf  je ein Phänomen des extended piano diesen früheren Werken ein jeweils eigenes charakteristisches Klangbild, so schafft Crumb in seinem Makrokosmos eine höchst elaborierte Synthese und zusätzliche Erweiterung faszinierender Klangwelten.


EXTENDED PIANO – RESONANCES

 

Arnold Schönberg: Klavierstück op. 11/1 (1909)

Hans Erich Apostel: Kubiniana op. 13/1, 5 und 8 (1945-50)

John Cage: Pastorale Nr. 1 (1952)

Henry Cowell: Sinister Resonance (ca. 1930), Tiger (1928)

Karlheinz Essl:  Sequitur XIII for extended piano and live-electronics (2009)

Jörg Widmann: Hallstudie (2003)

Arnold Schönberg symbolisierte 1909 in seinem Klavierlied Am Strande fernes Meeresrauschen mittels eines "Flag[eoletts]. durch tonlos niederdrücken der Tasten". Er bereicherte so die Klangwelt des Klaviers mit einem Resonanzklang, den er im selben Jahr ohne außermusikalische Konnotation auch in seinem Klavierstück op. 11/1 einsetzte.

Dieses Phänomen bildet den Nukleus eines Programms, welches dem ihm innewohnenden Potenzial in unterschiedlichen ästhetischen und kompositionstechnischen Ausprägungen nachspürt: dem Spiel mit Obertönen, Resonanzen und Hallphänomenen bzw. der klangfarblichen Erweiterung und Differenzierung, der Spannung zwischen Stille und Klang, Impuls und Nachhall, Konzentration und Auflösung


EXTENDED PIANO – FRISKING

 

Thomas Larcher: Smart Dust (2005)

Jörg Widmann: Hallstudie (2003)

Rued Langgaard: Insektarium BNV 134 (1917)

Karlheinz Essl/Gerhard Eckel: Con una certa espressione parlante for extended piano, computer and vibration speaker (1985/2015)

Karlheinz Essl: Sequitur XIII for extended piano and live-electronics (2009)

Rued Langgaard war wohl der erste Komponist im 20. Jhdt., der sich von der Tastatur in den Klavierinnenraum sowie an den Korpus vortastete und zudem bereits 1917 sparsam gestische Aktionen einsetzte. Sein Klavierzyklus Insektarium bildet in diesem Programm das historische Gegenüber für vier Werke aktuell schaffender Komponisten. In diesen wird das durch Präparation seiner Klavierhaftigkeit völlig entrückte Instrument depräpariert und so in seinen Urzustand zurückversetzt. Es wird rundum erwandert, innen und außen ertastet und – als „Monstrum des 19. Jahrhunderts“ (Widmann) – er-schlagen. Es wird mit bloßen Händen oder auch mit Paukenschlägeln und anderen Gegenständen bespielt. Und schließlich tritt das beliebteste Tasteninstrument des 19. Jahrhunderts mit dem beliebtesten Tasteninstrument der Gegenwart, dem Computer, in kammermusikalischen Dialog.


Leo Ornstein: Suicide in an Airplane

Hannes Heher: Drei kleine Klavierstücke (Mini Musik III)

Hannes Heher: Mini Musik I für Klavier zu vier Händen

Klaus Ager: Silences VII für Präpariertes Klavier zu vier Händen (1972/73)


Individuelle Programmvorschläge für weitere extended piano Projekte und andere Konzertformate mache ich gerne auf Anfrage.